Ein Philosoph ist ein Freund der Weisheit, ein Kundiger, der Einsicht in die Zusammenhänge und Wirkweisen von Kosmos, Mensch und Natur erhält.
Ein “Geheimnis” ist nur so lange geheim und verborgen bis es zugänglich und offenbar wird. Als “Wunder” erscheint uns nur etwas, das wir noch nicht hinlänglich begreifen. Sind uns einmal die Hintergründe und Gesetzmäßigkeiten bekannt, so ist es nicht mehr richtig von einem Wunder oder Geheimnis zu sprechen: Wir sind dann sehend und wissend geworden.
Halte ich es für möglich, dass auch Menschen früherer Zeiten fähig zu tiefer Erkenntnis der Naturgesetze waren? Dass sie im lebendigen Umgang mit Metallen, Pflanzen, Tier und Mensch, Einblicke in ihr “Wesen” erhalten konnten und können?
Zeitloses Wissen
Der Begriff Alchymie begegnet uns oft, ohne den Anspruch etwas Wesentliches oder Klares auszusagen. Möglicherweise herrscht ein buntes Durcheinander verschiedenster Vorstellungen. Ich möchte hier gerne etwas Licht in das Dunkel bringen und zu naturphilosophischen Betrachtungen einladen, die einen klaren und frischen Blick auf diese lebendige Kunst ermöglichen.
Die Alchymie ist sowohl eine uralte Naturphilosophie als auch eine praktische Kunst. Das Erforschen und Erkennen auf der einen Seite, das Handeln auf der anderen, sind zwei Seiten einer Medaille, die sich gegenseitig bedingen und fördern.
Theorie und Praxis der hermetischen Kunst beschäftigten die größten Geister seit vielen Jahrtausenden u.a. Isaac Newton. Alleine, was in den letzten Jahrhunderten in Europa zu dieser Thematik geschrieben wurde, ist äußerst umfangreich und nicht leicht zu überblicken. Die folgenden Ausführungen versuchen Wesentliches im Kern zu erläutern.
Der Ursprung dieser hermetischen Kunst wird im Alten Ägypten und dem hellenistischen Griechenland vermutet. Über den Kontakt zur arabischen Welt gelangte das Wissen wahrscheinlich nach Europa. Bei uns scheint die Kontinuität der Vermittlung gefährdeter als z.B. in der indischen oder tibetischen Kultur gewesen zu sein. Hier waren es eher einzelne Menschen, die öffentlich oder im Verborgenen diese Lehren weitertrugen.
An erster Stelle wird meist Paracelsus, eigentlich Theophrastus von Hohenheim, genannt, da er nicht scheute, ans Licht der Öffentlichkeit zu treten. Durch ihn ist viel von der alten Lehre weitergetragen worden. Wichtig ist dabei vor allem, selbst sorgfältig zu prüfen und nichts kritiklos zu übernehmen. Lehrmeisterin ist alleine die Natur. Mir mutet es oft an, dass “die Alten” das Lesen im Webwerk der Natur besser verstanden als wir heute. Sie weisen uns hin, “dem Pfad der Natur” zu folgen.
In der Natur liegt der Grund
Hier begeben wir uns direkt in die Philosophie bzw. hermetische Naturkunde. Einlass finden wir im grundlegenden Verständnis, dass neben der Materie, dem Materiellen, auch Geist oder Geistiges wirkt.
“Wie oben, so unten” heißt es in der Tabula Smaragdina, die dem “dreifach großen” Hermes zugeschrieben wird. Natur und geistige Welt, Erde und Kosmos sind miteinander verbunden. Als Menschen sind wir mittendrin. Uns kommt es zu, nach dem Vorbild der Natur die “Dinge der Natur” zu veredeln, d.h. das zu vervollkommnen, was (noch) nicht vollkommen geworden ist.
Was meint das? Was auf den ersten Blick recht anmaßend daherkommt, meint bei näherer Betrachtung etwas sehr Konkretes und Schlichtes. Denken wir an das Bereiten von Brot oder Wein, so wird diese Aussage sehr anschaulich: Was geschähe, wenn wir den Weizen oder die Trauben sich selbst überließen?
Die Früchte verdürben und verfaulten. Ein Teil würde von den Vögeln und Tieren des Feldes gefressen.
Als Mensch kommen wir “der Natur zur Hilfe” und übernehmen die Aufgaben, die uns gemäß sind: Wir ernten sorgsam die Früchte und führen sie weiteren veredelnden Prozessen zu. Wir folgen dabei der Natur und verwirklichen das, was wir ihr abgeschaut haben.
Das Mahlen des Korns, das Vermengen mit Wasser, das Backen im Feuer des Ofens ist aus der Natur gelernt. Das Mahlen erleben wir während der Nahrungsaufnahme durch das Aneinander-Reiben der Backenzähne. Diese Aufgabe übernimmt im Fall des Weizens der Mühlstein. Dem Netzen und Mischen des Mehlbreies mit Wasser entspricht z.B. das Einspeicheln im Mund, wobei schon erste Aufschließungsprozesse eingeleitet werden. Dem Backen im Ofen wiederum ist unser Verdauungsfeuer analog. Es werden damit Wärme- und Reifeprozesse fortgesetzt und vollendet, die auf dem spätsommerlichen Feld im Feuer der Sonne ihren Ausgang nahmen.
Wir sehen, es hat dies alles einen Grund in der Natur. Daher bezeichnet Paracelus den Acker- und Rebenmann, den Bäcker, der auf verständige und naturgemäße Weise arbeitet, einen “wahren Alchymisten”.
Außerdem scheidet der Winzer den Presssaft zur Gärung vom Trester, der Bauer die Spreu vom Weizen. Ebenso scheidet ein Spagyriker, - also jemand, der auf philosophische Weise (d.h. kundige Weise) vorgeht - das Wesentliche vom Unwesentlichen ab. Doch dazu mehr in kommenden Artikeln.
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